Adolph-Poppe-Orgel Kleineutersdorf
Die Orgelbaufamilie Poppe kann auf eine 175-jährige Berufstradition zurückschauen. Der Grundstein einer Orgelbaufirma wurde meistens in der holzverarbeitenden Branche eines Tischlers gelegt. Oft war es nur ein kleiner Schritt, wenn die nötige Musikalität und Neigung vorhanden war. So war es auch bei dem Rodaer (heute Stadtroda) Tischlermeister Christian Poppe, der 1692 geboren ist.
In Thüringen sind viele Orgeln der sehr fleißigen Orgelbaufamilie zu finden, so z. B. in Schmölln bei Hummelshain, Großkröbitz, Unterbodnitz und die umgebaute Gerhardt-Orgel in Oelknitz. Louis Poppe, ein Sohn in dritter Generation, war mit einer Tochter des Lindiger Orgelbauers Christian August Gerhardt verheiratet, daher der direkte Bezug in diese Gegend. Daniel Adolph Poppe, ein Nachkomme aus zweiter Ehe des Firmengründers, trug 1833/34 die alte Orgel in Kleineutersdorf ab, um sie in Zwabitz umgebaut wieder aufzubauen. Kleineutersdorf bekam daraufhin für immerhin 800 Taler eine neue Orgel.
Bereits zu DDR-Zeiten wurde eine Restaurierung angestrebt, jedoch erst 1993 konnte dieses Ansinnen konkretisiert werden. Die Orgelbaufirma Schüssler aus Greiz wurde verpflichtet, die Orgel komplett instand zu setzen.Die Arbeiten wurden 1997/98 von Orgelbaumeister Thomas Wolf durch die Intonation des gesamten Werks und die Rekonstruktion der Register vollendet. Der historische Wert der Orgel war unverkennbar, aber auch der Verfall war sehr vorangeschritten. Die Holzpfeifen waren stark vom Holzwurm befallen, viele Metallpfeifen beschädigt und unbrauchbar. Von Vorteil war allerdings, dass an der Kleineutersdorfer Orgel über die Jahrzehnte wenig "nachrepariert" wurde und noch viel Originalsubstanz erhalten war.
Viele Bauteile wurden nach historischem Vorbild nachgebaut, alte Materialien (z.B. Zinkpfeifen) wurden durch bessere (Zinn) ersetzt, das Pfeifenwerk komplett gereinigt. Tasten wurden ausgebessert und vertauschte Tasten wurden wieder an die richtigen Stellen gesetzt. Wichtig war ebenfalls das Zurückführen der wegen der Tonhöhe umgehängten Traktur. So liegt die Tonhöhe heute bei 496 Hz - das entspricht einem ganzen Ton über Normal heute.
Man kann also sagen, dass die restaurierte Poppe-Orgel wieder sehr nah am Original ist. Jedoch ist dieses Thema ein ewig diskutiertes und oft umstrittenes. Der Ganzton höher ist z.B. ein echtes Problem für kammermusikalische Aufführungen und nicht zuletzt für den Gemeindegesang. Nichts desto trotz ist die Kleineutersdorfer Poppe-Orgel ein wahres Kleinod im Thüringer Land, und viele namhafte Organisten pilgern gern in den Saale-Holzland-Kreis, um unbedingt an dieser tollen Orgel spielen zu dürfen, die endlich am 13. September 1998 feierlich eingeweiht wurde.
Disposition
Hauptwerk
1. Principal 8'
2. Gemshorn 8'
3. Hohlflöte 8'
4. Viola da Gamba 8'
5. Bordun 8'
6. Octave 4'
7. Rohrflöte 4'
8. Quinte 3'
9. Cornett 3fach (ab h)
10. Mixtur 3fach
Oberwerk
11. Lieblich Gedackt 8'
12. Quintadena 8'
13. Principal 4'
14. Kleingedackt 4'
15. Octave 2'
16. Mixtur 3fach
PEDAL
17. Subbaß 16'
18. Violonbaß 16'
19. Posaune 16'
20. Principalbaß 8'
KOPPELN
Manualkoppel II/I
Pedalkoppel I